Hilfskonvoi nach Gospic in Bosnien

Am 28.05.2014 ging es nach Gospic in Kroatien.

Die Fahrzeuge waren beladen mit Spenden, die benötigt wurden. Wir fuhren ohne  Pannen bis an die ehemalige slowenische / kroatische  Grenze Bregana.  Aufgeregt wie wohl unsere 1. Durchfahrt sein würde nach dem EU-Eintritt von Kroatien.  Und siehe da: Pass Kontrolle und „gute Fahrt“

 Kein unnötiger Stau (wie immer noch an der ungarischen / rumänischen Grenze).

Wir freuten uns gut angekommen zu sein. Es war sehr früh am Morgen und wir mussten  Pastor Luka wecken, denn es war zu kalt, um im freien zu frühstücken.

Nach dem Frühstück wurde abgeladen und wir freuten uns auf einen entspannten Abend.

Für den folgenden Tag hatte uns die dort ansässige Feuerwehr zu  einer Besichtigungsfahrt  im National Park eingeladen.  Abends ging es in die Kirche, wo Pastor Luka für eine gute Heimreise betet.  Am Abend ging es früh ins  Bett, denn es hieß am nächsten Morgen gut ausgeruht  wieder den Heimweg anzutreten.

Zu Hause sind wir auch wieder gesund und glücklich über das gute Gelingen unseres  47. Hilfsgütertransportes  angekommen.

Wieder mal eine erfolgreiche Tour.

Mai 2014

"Hilfe für arme und kranke Menschen"

Der 33. Hilfskonvoi der Humanitären Hilfe Overath e.V. startete am frühen Sonntag Morgen des 18.10.2009 nach Gospic, eine Stadt in Kroatien, die getrennt durch ein Gebirge nah an dem Mittelmeer in einer Karstlandschaft liegt. Nach 27 Stunden Fahrt und einer sehr herzlichen Begrüßung wurden die 7 Lkws mit großer Unterstützung des ansässigen Militärs entladen und die vielen Tonnen Hilfsgüter in einer ausgedienten Kaserne eingelagert. Von dort werden viele arme und kranke Menschen, die zum größten Teil Opfer des Krieges geworden sind, durch die Caritas von Gospic in einem Umkreis von 200 Kilometern versorgt. Um auf besonderem Wege den 16 ehrenamtlichen Helfern für ihren Einsatz zu danken, wurde für sie eine Messe gehalten, an der auch viele Einwohner der Stadt teilgenommen haben. Kurz vor der Abfahrt bekam die gesamte Mannschaft die Möglichkeit, den Nationalpark Plitvicka Jezera (www.np-plitvicka-jezera.hr) zu besichtigen, in dem einige Karl May Filme entstanden sind.

 

Pressemitteilung Martin Moser / Oktober 2009

Ein großes Danke für die Helfer

Nachdem Pastor Josef Prinz aus Immekeppel den 16 Freiwilligen inclusive der 8 Fahrzeuge am vergangenen Sonntag Morgen den heiligen Segen erteilt hatte, setzte sich der 28. Hilfskonvoi der Humanitären Hilfe Overath e.V. in die 1450 Kilometer entfernte kroatische Stadt Gospic in Bewegung.

24 Stunden später wurde nach einer zum Teil unter winterlichen Bedingungen durchgeführten Fahrt die ca. 12.500 Einwohner große Stadt mit weit über 100 Tonnen Hilfsgüter erreicht. Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Pastor und den verantwortlichen der ortansässigen Caritas wurden die Fahrzeuge mit Unterstützung der kroatischen Armee entladen.

Als Dank wurde anschließend für die ehrenamtlichen Helfer eine Messe abgehalten, die später der Einladung zu einem gemeinschaftlichen Essen folgten. Der Bischof des römisch-katholischen Bistums Gospić-Senj, Mile Bogović, wohnte diesem bei, der für die Verteilung der Sachspenden verantwortlich ist. Diese erhalten wiederkehrende Kriegsflüchtlinge für den Aufbau einer neuen Existenz sowie kranke und verarmte Menschen, die in einem weit reichenden Umkreis um Gospic unter unwürdigen Bedingungen leben.

Martin Moser / 29.11.2007

„Hilfe für Gospic“

Am vergangenen Sonntag startete der 26. Hilfskonvoi der Humanitären Hilfe Overath e.V. nach Kroatien in die Stadt Gospic, die ca. 240 km südlich von Zagreb liegt. Während des Krieges durchlief dort 6 Jahre lang die Frontlinie, so dass viele Einwohner getötet, misshandelt oder vertrieben wurden. Einige kamen später zurück und fingen an, ihre Stadt neu aufzubauen. Bis zum heutigen Tag werden dafür Hilfsgüter benötigt und somit gingen 90 Tonnen Zement, Wasserbehälter, Möbel, Kleider und Kindernahrung auf die Reise. Diese wurden vor Ort von der Caritas Gospic in Empfang genommen, um wird diese dann in einem Umkreis von 200 km an besonders hilfsbedürftige Menschen verteilen. Die 14 freiwilligen Überbringer konnten sich bei einer Besichtigungstour ein Bild davon machen, unter was für schlimmen Verhältnissen Menschen leben müssen.

Begleitet wurde der Konvoi von einer Journalistin, die im Auftrag des WDR einen Film gedreht hat, der am kommenden Sonntag in der Sendung „NRW packt’s an“ (20.15 – 21.45 Uhr) ausgestrahlt wird.

Pressemitteilung Martin Moser, 2006

Flüchtlingselend in Kroatien

Seit Kriegsende steht das Einfamilienhaus leer. Der Besitzer, ein Serbe, hat sich seither nicht mehr im kroatischen Gospic blicken lassen. Gleich nebenan „haust“ eine Frau mit vier kleinen Kindern in einer Ruine ohne Fenster, ohne Türen und mit einem halb zerfallenen Dach. Hier gibts keinen Strom, und das Trinkwasser wird mit Tankwagen aus der Stadt angeliefert.

Was der Waldbröler Günter Hecke hier aus Kroatien berichtet, ist - gerade mal 40 Kilometer von der Adria-Küste entfernt - beileibe kein Einzelfall. An die 1000 Flüchtlinge leben dort, zwölf Jahre nach dem offiziellen Kriegsende, in der Nähe von Gospic. Der Staat hat ihnen Bauland zur Verfügung gestellt, errichten müssen sie ihre Häuser selbst.

Günter Hecke war mit dem gemeinnützigen Verein Humanitäre Hilfe Overath schon zum wiederholten Mal auf dem Balkan. Insgesamt hat der von dem Overather Autohändler Norbert Kuhl geleitete Verein bereits 22 Hilfstransporte ins Rollen gebracht. Diesmal waren es elf voll beladene Lastzüge, mit denen sich 25 Freiwille aus dem Oberbergischen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis auf den knapp 2700 Kilometer langen Weg machten. Und sie hatten alles dabei, was bei Vorbesichtigungen als Bedarf erkannt worden: Möbel, Schulmöbel, Betonmischer, Stromgeneratoren, Zement, Fliesen, Tapeten, Wassertanks, Lebensmittel, Waschmittel, Fahrräder, Rollstühle, Reinigungsmittel und vieles andere mehr. Sogar eine komplette Kircheneinrichtung hatten Hecke und seine Kollegen mit nach Kroatien genommen. Zwischengelagert wurden die meisten Hilfsgüter in Räumen des Bistums Gospic, die Caritas sorgt dann für die Verteilung.

Mit dem Abgeben der Hilfsgüter allein ist es für die Humanitäre Hilfe Overath nicht getan. „In zwei Monaten fahren wir wieder hin und schauen nach, ob auch alles wirklich angekommen ist“, sagt Günter Hecke. In Bosnien hat man da vor Jahren schlechte Erfahrungen gemacht, als ein Bürgermeister mit seiner Sippschaft sich die ganzen Hilfsgüter unter den Nagel riss.

Das ist in Gospic offenbar nicht zu befürchten. Als der Fall der allein erziehenden Frau mit ihren vier Kindern kürzlich im kroatischen Fernsehen gezeigt wurde, hätten sich Handwerker aus dem Ort spontan bereit erklärt, ihr das Haus mit den Materialien aus dem Bergischen noch vor dem Winter kostenlos wieder aufzubauen.

Überaus großzügig haben auch die Oberberger den Hilfstransport unterstützt. Etliche Firmen aus dem Südkreis stellten Materialien zur Verfügung oder sponserten die Lkw, von Privatleuten kamen Sach- und Geldspenden bei Günter Hecke an. „Es ist eine schöne Erfahrung, dass es auch in der heutigen Zeit noch so viele großzügige Menschen gibt.“

Auf die hofft er auch schon für den nächsten Transport, der bereits im nächsten Frühjahr starten soll.

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 20.10.2004

 

Mit zehn Lastern nach Kroatien

21. Hilfsgütertransport der "Humanitären Hilfe" auf den Balkan

Am Sonntagnachmittag startete vom Gelände der Spedition Paul Klug in Griessiefen bei Hohkeppel der 21. Hilfsgütertransport der "Humanitären Hilfe Overath" unter Leitung von Norbert Kuhl. Ziel jetzt schon zum dritten Mal das teilweise noch stark unter den Folgen der Balkankriege leidende Kroatien und hier die an der Donau liegenden Städte Vukovar und Djakovo.

"Achtung Konvoi" stand am letzten der zehn vollbeladenen, mit 21 freiwilligen Fahrern und Helfern besetzten Lastwagen,die bei gutem Verlauf nach einer Non-Stop-Fahrt bereits gestern in den Abendstunden ihr Ziel erreichen sollten.

Beim Start zeigte sich Petrus allerdings nicht von seiner besten Seite. Heftiger Wind, kurze Hagelschauer, alle hofften aber auf ruhigen Verlauf. Dieser Hoffnung gab ein Fahrer Auftrieb; er hatte am Morgen sonnenüberflutete Alpenpanoramen im Wetter-TV gesehen.

Fast hätte die Aktion jetzt nicht stattfinden können. Bis vor wenigen Tagen lagen die Genehmigungen des Empfängerlandes nicht vor. Ein Anruf bei Wolfgang Bosbach in Berlin brachte schnell eine Lawine ins Rollen, die nach Einschalten der kroatischen Botschaft hier und der deutschen Vertretung in Zagreb innerhalb eines halben Tages zum Erfolg führte.

Im Zielgebiet des Hilfskonvois gingen im Krieg drei Monate lang täglich bis zu 5000 Granaten nieder, die Häuser sind mehr oder weniger zerstört oder beschädigt, die Menschen leben bis heute in bitterer Armut. Kuhl: "Man hat sie beim Wiederaufbau offensichtlich vergessen!"

Über Monate haben die Overather wieder Spenden zusammengetragen, so dass jetzt Fahrräder, Kleidung, Spielzeug, Möbel, Haushaltwaren, Briketts, Dachziegel, Betonstein- und Holzplatten auf die Reise gehen konnten, an deren Ziel sie überglückliche Abnehmer finden. Ein Lkw hat ausschließlich Brennholz geladen, auf einem anderen befindet sich unter anderem eine ganze Zahnarztpraxis.

Ein besonderes Anliegen der Humanitären Hilfe ist das Krankenhaus vor Ort, das sich auf zwei komplette Lkw-Ladungen mit einem OP-Tisch samt Instrumenten, Betten, Rollstühlen, Gehhilfen, Berufsbekleidung, Bettwäsche, Handtüchern, Windeln, und Sanitärmaterial freuen kann.

Hervorzuhebende Spender des 21. Transportes sind: Vinzenz-Pallotti-Hospital Bensberg, Evangelisches Krankenhaus Bergisch Gladbach, Krankenhaus Mönchengladbach, Bundesministerium für Verteidigung, Rösrather Möbelzentrum, Metten Stein & Design Overath, Firma Scania (Lkw), Hygienebedarf Bellinghausen, Mayen, Fleischerei Scharrenbroich, Overath und Bäckerei Müller Vilkerath.

Norbert Kuhl "schwor" seine Mannschaft vor dem Start auf wichtige "Paragrafen" für eine möglichst gefahr- und reibungslose Fahrt ein. Das ging von ordnungsgemäßen Papieren über Pausenrhythmus und Tankstopps "Da gehen meist 30 bis 45 Minuten drauf!" bis hin zur Order, in Kroatien auf keinen Fall die asphaltierten Straßen zu verlassen wegen hoher Minengefahr. Kuhl hob die Spedition Paul Klug und Bernd Kleintges hervor, die seit vielen Jahren mit Einsatz und Gerät die Hilfslieferungen maßgeblich unterstützen und selbst die Transporte begleiten.

Die Motoren liefen schon, da kam noch Prinz Achim I. (Geißler) von Heiligenhaus mit Gefolge zur Verabschiedung. Mit einen lachenden und einem weinenden Auge, wie er sagte, weil er schon bei sieben Balkanfahrten selbst mithalf.

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 10.02.2004

Mit zwölf Lkw nach Kroatien

„Das ist der helle Wahnsinn . . .“ - Norbert Kuhl, Vorsitzender der Humanitären Hilfe Overath schwärmt in höchsten Tönen: Am Sonntagmittag setzten sich mehr als 195 Tonnen Hilfsgüter vom Busbahnhof in Overath aus in Bewegung, um nach 42- bis 44 stündiger Fahrt im kriegszerstörten Vukovar (Kroatien) die größte Not lindern zu helfen. Dort leben unter ärmlichsten Verhältnissen etwa 27 000 Menschen in einer multi-ethnischen Gemeinde und versuchen, in Frieden miteinander zu leben.

Zwölf Lkw, davon acht Vierzigtonner und vier mit bis zu 7,5 Tonnen Gewicht, besetzt mit 24 Fahrern, die sich den gesetzlichen Bestimmungen gemäß abwechseln, gingen kurz nach 12 Uhr auf die rund 1550 Kilometer lange Strecke an die Donau im kroatischen Hinterland. Außer den vorgeschriebenen Pausen gibt es keine Zwischenrast; eine Herausforderung für Menschen und Maschinen.

„Der helle Wahnsinn“ hat mehr als 1000 gebrauchte aber gut erhaltene Fahrräder samt je 500 neuen Decken und Schläuchen - ein Traum von vielen Menschen in Vukovar - an Bord.

Aber auch 50 Tonnen Zement, Betonsteinplatten, Türen, Öfen, Krankenbetten, Rollstühle, Medikamente, eine komplette Arztpraxiseinrichtung, Kinderbetten, Schulmaterial, Spielzeug, Reinigungsmittel, Möbel und anderes mehr, was dringend gebraucht wird.

Wie schon seit mehr als zehn Jahren bleiben die Overather Helfer mehrere Tage vor Ort, gehen selbst in die Haushalte und Einrichtungen, sehen wo was am Nötigsten ist und helfen direkt, unmittelbar und ohne das etwas in dubiose Kanäle verschwindet.

Wer die Humanitäre Hilfe weiter unterstützen möchte, kann sich im Autohaus Kuhl unter (0 22 06) 60 90 20 informieren. Oder auch die Eintrittskarten für das III. Open-Air-Konzert, am Freitag, 11. Juli, in Overath-Hammermühle, kaufen. Diesmal steht die Kölner Kultband „Brings“ im Mittelpunkt des Programms, durch das Andrea Spatzek (Gaby Zenker aus der Lindenstraße) und TV-Moderatorin Birgit Lechtermann führen.

Weiter dürfen sich die Zuschauer auf die Bergischen Stones alias „The Birds“ sowie auf Jukebox“ mit Blues und Rock freuen. Außerdem haben sich mit Tina Ruland und Kelly Trump zwei beliebte und bekannte Schauspielerinnen angesagt.

Eintrittskarten kosten an der Abendkasse 15 Euro, im Vorverkauf (Autohaus Kuhl) 13 Euro. Einlass ab 18 Uhr, Beginn 18.30 Uhr. Der Erlös kommt voll den Menschen im ehemaligen Kriegsgebiet Kroatiens zugute.

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 02.07.2003

Hilfskonvoi nach Vukovar

Diesmal ging unser Hilfstransport nach Vukovar in Kroatien. Vukovar liegt direkt an der Grenze zu Serbien an der Donau. Vukovar wird auch als das Stalingrad im Jugoslavienkrieg bezeichnet. Die Stadt wurde 3 Monate lang mit täglich 5000 Granaten beschossen.

Die Stadt von der Größe wie Bergisch Gladbach mit 28000 Einwohner wurde fast vollständig zerstört. Es existierte eine Gummifabrik in der etwa 22000 Menschen arbeiteten. Heute arbeiten hier noch etwa 800 Menschen. Die Arbeitslosigkeit beträgt ca. 80 %.Viele der Menschen müssen heute noch mit Grundnahrungsmittel versorgt werden. Es leben hier ca.

60 % Kroaten und 40 % Serben, wobei Kroaten und Serben fast keinen Kontakt haben. In dem dortigen Krankenhaus, was auch vollständig zerstört wurde, hat sich eine Tragödie abgespielt, die kaum zu beschreiben ist. 260 Patienten, Ärzte, Pfleger, Küchenpersonal und Hilfskräfte wurden auf Lastwagen getrieben und auf einem abgelegenem Feld hingerichtet.

Man kann das alles gar nicht in Worte fassen, was die Menschen dort erlebt haben. So ist auch die größte Abteilung in dem zum Teil wieder aufgebauten Krankenhaus die psychiatrische Station.

Zur unserer Fahrt selber.

Eine Fahrstrecke betrug 1550 km und ging von Overath über Frankfurt, München, Salzburg, Zagrep nach Vukovar. Mit den Aufenthalten an der Grenze brauchen wir 34 Stunden.

Wir waren mit 24 Helfer, wobei alle 4 Stunden ein Fahrerwechsel stattfand. Die Versorgung war dank Karin und Nicole wieder vorbildlich.

Unser Hilfstransport bestand aus 8 Sattelschlepper, 3 Lastwagen ,2 Anhänger und einem Versorgungsfahrzeug. Die Ladung betrug 192 Tonnen, wobei fast alle Gegenstände des täglichen Lebens mitgenommen wurden. Lebensmittel, Tische, Stühle, Betten, Kleidung, Matratzen, Medikamente, Krankenhausbetten, Rollstühle u.s.w. Ein kompletter Sattelschlepper war mit Hilfsgüter für das Krankenhaus beladen. 4 Sattelschlepper mit Hilfsgüter wurden in umliegende Dörfer verteilt. 1025 Fahrräder und andere Hilfsgüter wurden bei der Caritas-Vukovar in verschiedene Lager gebracht.

Wir möchten uns noch mal bei allen Menschen bedanken die mit Ihrer Hilfe es uns erst möglich gemacht haben einen solchen Transport durchzuführen.

Juli 2003

Gigantischer Hilfstransport rollt Richtung Vukovar

Ein Zufall brachte die Kroatien- und Bosnienhilfe ins Rollen. Morgen, Sonntag, 29. Juni, macht sich der Schnellenbacher Uwe Drebelhof mit dem 17. Hilfstransport auf ins kroatische Vukovar. Der Konvoi wird bombastisch: Zehn 40-Tonner, fünf 7,5-Tonner, voll bepackt mit Möbeln, Kleidung, Baustoffen, 50 Tonnen Zement, 20 Tonnen Konserven sowie an die 700 Fahrräder. „Fahrräder sind dort das günstigste Fortbewegungsmittel“, erklärt der in der Freiwilligen Feuerwehr Ründeroth aktive Drebelhof.

Ein wichtiger Aspekt in einer Gegend, in der sich „nach all den Jahren nicht wirklich 'was verändert hat“, so Drebelhof. Keine Existenz, keine Arbeit, sehr verlassen - bringt er es auf den Punkt. „Es ist sehr schockierend. Man lässt die Leute ziemlich alleine“, auch Jahre nach dem Krieg.

Darum auch verteilt das Team die Hilfslieferung in Eigenregie. „Wir bringen es den Leuten persönlich, da wird nichts gelagert. Wenn wir wegfahren, ist alles verteilt“, umschreibt Drebelhof die Philosophie. Die war mit dem ersten Hilfstransport geboren. Aus dem Gefühl heraus, „finanzielle Hilfe kommt nicht an“, haben die Helfer den 10 000-Mark-Erlös einer Nikolaus-Feier in Lebensmittel umgesetzt. Und sich mit dem Gedanken „hier können wir helfen“ auf den Weg nach Bosnien gemacht. Weil das Team damals noch einen Fahrer suchte, klinkte Drebelhof sich ein, reinigte mitten im Krieg über die Hilfsgüter-Verteilung hinaus vergiftete Brunnen und verlegte Wasserleitungen.

Dann kam der Tag X im letzten Jahr. Der voll beladene Konvoi mit acht 40-Tonnern und fünf 7,5-Tonnern durfte die bosnische Grenze nicht mehr passieren. Mit einem bosnischen Lehrer machten sich Drebelhofs Bruder Joachim und Chef Norbert Kuhl auf in die zerbombten Vororte von Vukovar. Dort fand die Humanitäre Hilfe eine neue Wirkungsstätte.

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 28.06.2003

Alte Fahrräder für Vukovar

Ein eigenes Fahrrad ist für sie das höchste Gut: Menschen jeden Alters in der total kriegszerstörten und noch kaum wiederaufgebauten 27 000 Einwohner-Stadt Vukovar in Kroatien.

Das weckt bei der Humanitären Hilfe Overath Erinnerungen und Aktivität. Schon einmal, vor sechs Jahren, hatte sie mit Erfolg (für Bosnien) eine Sammelaktion für gebrauchte, unbenutzte Räder durchgeführt. Ende Juni planen die Overather einen ersten Hilfstransport in das Städtchen an der Donau und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht eine große Zahl Fahrräder mit an Bord kämen.

Also suchen der Overather Polizist Peter Schättgen und „Ex-Dorfsheriff“ Dieter Sauter „Räder für Vukovar“. Schättgen und Sauter (und außer ihnen noch Udo Sparr) waren auch 1997 dabei, als es innerhalb kurzer Zeit gelang, mehr als 500, zumeist gut erhaltene Drahtesel einzusammeln und nach Bosnien zu bringen.

Norbert Kuhl, Vorsitzender der Humanitären Hilfe: „Es wäre wünschenswert, wenn dieses Ergebnis auch diesmal erreicht werden könnte!“ Die Vereinigung will auch erneut die Fundämter im Kreisgebiet einschalten und um Überlassung dort lagernder Räder für den guten Zweck bitten. Der Hauptappell geht aber an die Bevölkerung - nicht nur in Overath. Jeder, der ein gebrauchtes Fahrrad abzugeben hat, kann sich bei Dieter Sauter, melden. Jedes Fahrrad wird abgeholt. Nur eine Bitte: Keinen Sperrmüll abgeben!

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 22.04.2003

Stalingrad des Balkans

Der Bosnienkrieg erreichte vor zehn Jahren einen Höhepunkt. Viele Städte und Dörfer, darunter Vidovice im Norden Bosniens, wurden zerstört und geplündert. Die Menschen flohen oder kamen bei Massakern um. Mehr als 250 000 Menschen verloren ihr Leben, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben. Zu den militärischen Eskalationen kam es 1992, nach der Anerkennung der einstigen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien durch westeuropäische Regierungen. Der jugoslawische Vielvölkerstaat zerbrach. Besonders umkämpft war Vukovar, das als „Stalingrad des Balkans“ in die Geschichte einging. Die kroatische Donaustadt wurde dem Erdboden gleich gemacht. Heute ist dort rund 90 Prozent der Bevölkerung arbeitslos und die meisten Häuser sind immer noch zerstört.

Claudia Friedrich Journalistin (www.claudiafriedrich.de) / Oktober 2002

Humanitäre Hilfe an Grenze abgewiesen

Der 19. Hilfskonvoi ins bosnische Vidovice endete für den Verein „Humanitäre Hilfe Overath“ an der Landesgrenze. Politiker und Zollbeamte schickten die elf Lastzüge samt Ladung zurück. 

Die weiß rote Schranke am Zollhaus im bosnischen Orasje öffnet sich. Für die elf Lasterfahrer aus Overath ein Zeichen zum Start. Hintereinander und lückenlos rollen sie ihre Sattelschlepper über die bosnische Grenze nach Kroatien. In die Richtung, aus der sie vor zweieinhalb Tagen gekommen sind. Die Räder wirbeln Staub auf. Norbert Kuhl, der Initiator des Konvois, springt in den letzten Wagen. Mit einem Ruck fährt die Nummer 11 an. Der Motor heult auf. Aus dem Radio singt eine Stimme auf Kroatisch. Es fängt zu regnen an. „Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo mir die ganze Welt nicht mehr gefällt. Aber irgendwo wird sicher unser positives Denken eine Lösung finden.“ Für den Autohändler ist die 19. Tour nach Bosnien die schwerste seiner Reisen in das kriegsgeschüttelte Land. Zusammen mit 20 anderen Freiwilligen des Vereins „Humanitäre Hilfe Overath“ wollte er Hilfsgüter nach Vidovice bringen: einem Dorf an der Sava, dem Grenzfluss zwischen Bosnien und Kroatien. Jetzt kehrt der Konvoi um, im Gepäck 120000 Kilogramm Dachziegel, Möbel, Fahrräder, Rollstühle. Kein einziges Stück erreichte Vidovice, sein eigentliches Ziel. Die Laster stehen im Niemandsland zwischen Bosnien und Kroatien. Polizisten mit Trillerpfeifen winken Autos durch den Schlagbaum. Sie kontrollieren Papiere, telefonieren, rauchen. „Das ist ‚ne saudoofe Situation.“ Joachim Drebelhof öffnet eine Dose Bier. „Hier ist alles verstrickt und verklüngelt. Nicht nur in Köln gibt’s Filz. Auch hier.“ Der Mechatroniker lacht bitter und setzt die Dose an seine Lippen. Dabei hatte alles so normal begonnen. Der 19. Konvoi ist reine Routine. Mit sorgfältig gepackten Containern und einem Bus voller Verpflegung verließ der Tross an einem heißen Sommertag Overath. Mit Tempo 80 fuhr die Kolonne in den Süden. Irgendwo im Siegerland musste ein Reifen gewechselt werden. Danach ging‘s weiter durch die Alpen, Österreich, Slowenien, Kroatien. 50 Stunden später glaubten sich alle am Ziel. Auf der Brücke über die Sava erinnerte sich Karin Fischer an ihre erste Tour vor acht Jahren. „Die alte Brücke war gesprengt worden und wir mussten mit einer kleinen Fähre über den Fluss. Die Reifen des Lasters hingen im Wasser . Man hörte Gewehrfeuer.“ Ihr Blick schweifte über die Uferböschung, während sie über die neu gebaute Brücke fuhr. Am anderen Ende wurden die Overather auf einen staubigen Zollhof geleitet. Für die 50jährige Helferin nichts Ungewöhnliches. „Die bosnische Grenze ist die schlimmste. Hier kontrollieren dich jeweils ein Moslem, ein Kroate und ein Serbe. Das kann sehr lange dauern.“ Dass es zweieinhalb Tage dauern würde, ahnte niemand. Einmal hieß es, es fehlten Papiere, ein anderes Mal, es sei Ware in den Containern, die verzollt werden müsste. Dann wieder hieß es, der Bürgermeister von Vidovice wolle den Konvoi nicht haben. Während die einen versuchten, die Sache zu klären, waren die anderen zum Warten verdammt. Zwischen einem zerschossenen Hotel, einem abgehalfterten Café und der staubigen Straße, die zu Bosniens Hauptstadt Sarajewo führt, verbrachten die Overather zwei Tage und eine Nacht. In sengender Hitze schnitt Karin Fischer Brot und wärmte Gulaschsuppe. Vor der Ruine des einstigen Hotels saßen Obdachlose. Am Straßenrand verkaufte ein Mann Strohhüte. „Vor dem Krieg war ich Koch“, erzählte er. „Jetzt gibt es keine Arbeit.“ Er verschwand im Staub der Straße. Der Konvoi nahm den entgegengesetzten Weg, über die Brücke, die Bosnien von Kroatien trennt. Warum sie umkehren mussten, ist den Helfern bis heute nicht klar. „So wie es aussieht, sind hier irgendwelche Leute samt dem Bürgermeister am Werk, die das nicht wollen mit dem Konvoi. Die können keine Geschäfte damit machen. Das ist das Übel.“ An kroatischen Grenze geht alles reibungslos. Die elf Laster fahren auf einer kleinen Landstraße Richtung Vukovar, einer Stadt an der Donau, dem Fluss, der Kroatien von Serbien trennt. Norbert Kuhl schüttelt den Kopf. „Für die Menschen in Vidovice habe ich ein weinendes Herz. Das tut mir wahnsinnig weh. Weil ich hier jeden kenne. Ich habe auf der anderen Seite ein lachendes Herz, das heißt Vukovar. Die bekommen die Ware. Der Herrgott wollte es so haben.“

Claudia Friedrich Journalistin (www.claudiafriedrich.de) / Oktober 2002

Zwischen Minen und Plastikplanen

Der Konvoi aus Overath zieht von der Sava an die Donau, um in Vukovar 120 Tonnen Hilfsgüter abzuladen. Sieben Jahre nach Kriegsende leiden die Menschen im ehemaligen Jugoslawien nach wie vor an den Folgen des Krieges. 

Auf einer Landstraße fahren die schwer beladenen Laster des Vereins „Humanitäre Hilfe Overath“ durch Kroatien. An den Straßenrändern stehen niedrige Häuser. Einigen fehlt das Dach, andere haben keine Fenster. Wieder andere sind im Rohbau. Einschusslöcher in den Fassaden erinnern an den jüngsten Krieg, der hier getobt hatte.
Das Ziel ist erreicht: Vukovar, auch „Stalingrad des Balkans“ genannt. Die 22 Freiwilligen parken ihre Transporter auf einem Platz. Direkt an der Donau, in der Nähe des Hafens und einer Gaststätte namens „Mornar“, zu deutsch „Seemann“. Grillen zirpen, die Sonne färbt sich rot. Am Ufer sitzen Männer und Frauen. Sie angeln. „Ich fische nicht besonders gut“, sagt ein Mann: „Ich bin zu ungeduldig. Aber es ist besser als zuhause zu sitzen.“ Mit dem Kopf weist er auf eine Ruine. Einst besaß sie den Charme der Plattenbauten, die den sozialistischen Ländern eigen sind. Übrig geblieben ist zerschossener Beton. „Da wohne ich“, sagt der Angler. Den Krieg hat er in Deutschland überlebt. Wie er nun den Frieden überleben wird, weiß er nicht. „Für mich ist alles gelaufen. Aber meine Kinder.“ 
Inzwischen ist es dunkel. Die Truppe aus dem Bergischen Land legt sich schlafen: in die Kojen ihrer Laster oder im Schlafsack daneben. Joachim Drebelhof fährt für diese Nacht nach Vidovice, das eigentliche Ziel des Konvois. Doch der Bürgermeister und Zollbeamte hatten die voll beladenen Sattelschlepper zur Umkehr gezwungen. Ein 30. und letztes Mal besucht der passionierte Techniker das nordbosnische Dorf an der Sava, 50 Kilometer von Vukovar entfernt. Das erste Mal ist er vor zehn Jahren her gekommen. Reine Abenteuerlust sei es gewesen, nicht, um Gutes zu tun. „Bis ich merkte, dass das kein Abenteuer ist, sondern Knochenarbeit. Man muss viel an sich selber tun, um das Alles zu verkraften.“ Joachim Drebelhof baute das Wasserwerk auf. Mit Mühe, Geld und Fachwissen brachte er das kaputte UNO-Projekt in Gang. Seither bekommen die Bewohner frisches Wasser und weniger Nierenkrankheiten. „Ich bin oft zwischendurch gefahren und habe notwendige Reparaturen gemacht. Freitag Mittag ging‘s los und Montag zum Dienst war ich wieder da.“ Doch das sei nach dieser Enttäuschung vorbei. Obwohl es viel zu tun gebe. Die Felder sind vermint. Männer und Frauen in Kugelwesten und mit Spürhunden durchkämmen den Boden, stecken die Landstriche mit gelben Plastikbändern ab und stellen rote Schilder mit weißen Totenköpfen auf. „Die Leute leben von der Landwirtschaft“, sagt ein junger Mann: „Die Felder sind ihre Zukunft. Aber sie können nicht drauf. Man wird es nie schaffen, sie gänzlich zu entminen.“ Er selbst hatte sich 1993 in diesem Dorf hinter Barrikaden verschanzt und gekämpft. Schließlich floh der heute 31-Jährige nach Deutschland. „Nee, hier kann ich nicht mehr zurück. Hier kann ich weder arbeiten noch studieren.“ Andere sind zurück gekommen. Wie Hassan. Der moslemische Bosnier besitzt einen Stand in „Arizona“, einem Markt südlich von Vidovice Einst von den Sfor-Truppen errichtet, ist er ein Handelsplatz für Kroaten, Serben und Moslems. Hassan handelt mit Schaufeln, Spaten und Wasserschläuchen. „In Deutschland hatte ich eine gute Arbeit. Doch ich war Flüchtling und musste zurück. Für den Stand hier bezahle ich 400 Mark. Kein Strom, kein Wasser, keine Toilette. Saldo gleich Null.“ Der gelernte Maurer zuckt die Achseln. „Was soll‘s? Man muss leben“. In Holzhäusern, an Ständen oder auf Schubkarren wird verkauft, gehandelt, geschmuggelt. Hier gibt es türkischen Kaffee, jugoslawische Musik, chinesische Sandalen. Im Freien wird mit Autos gehandelt, in Bordellen und Nachtclubs mit Frauen. Ein Mann wechselt Geld. Ein anderer preist Parfüm an. Ein dritter wirbt für griechische Pfirsiche. Zwei Frauen sitzen an der Straße, die nach Sarajevo führt, und verkaufen Zigaretten. Die Roma am Rande des Marktes jagt niemand weg. Kinder spielen auf dem staubigen Boden, Erwachsene sitzen vor einem Café und trinken Schnaps. „Uns Zigeuner vergessen die Politiker immer“, sagt einer: „Wir sind in Bosnien geboren, aber wir werden als Ausländer behandelt.“ Er steht auf und zeigt auf Plastikplanen. Auch seine Familie hat im Krieg Alles verloren.
Die Sonne scheint und die Luft flimmert über dem Asphalt. Joachim Drebelhof ist auf dem Weg nach Vukovar, um seinen Kollegen beim Ausladen zu helfen. Seine 30. Fahrt war die letzte nach Vidovice: „Ich habe ein weinendes Auge: dass durch Querelen, die in der Region herrschen, die Leistung von Menschen, die ihre Arbeit umsonst machen, nicht honoriert, sondern für politischen Sachen vermarktet wird.“

Claudia Friedrich Journalistin (www.claudiafriedrich.de) / Oktober 2002

Ein Konvoi zwischen den Fronten

Für den Verein „Humanitäre Hilfe Overath“ war der 19. Hilfskonvoi ins ehemalige Jugoslawien eine reine Odyssee. Die Freiwilligen aus dem Bergischen Land gerieten zwischen politische Fronten und persönliche Intrigen. 

Immer wieder fährt der Gabelstapler von Laster zu Kirchhofmauer und zurück. Er transportiert Steinplatten, die der Verein „Humanitäre Hilfe Overath“ mitgebracht hatte. Eigentlich sollten sie auf bosnischen Boden verlegt werden. Doch politische Intrigen verhinderten die Einfuhr des 19. Konvois nach Vidovice, einem Dorf an der Sava. Jetzt laden die Freiwilligen ihre Waren im kroatischen Vukovar und dem Nachbarort Ilaca ab. Wehenschreiber und Röntgenbildbetrachter gingen an ein Krankenhaus. Kleider, Möbel, Duschkabinen und Dachpappen lagern jetzt in zwei Hallen der örtlichen Caritas. Die Steinplatten sind für die Kirche von Ilaca bestimmt. Noch ein Container, dann ist alles geschafft. Mit geübten Handgriffen fegt Manfred Schiffbauer die Ladefläche aus, lässt die Plane runter und macht sie an den Metallstreben fest. Der Rösrather kennt sein Handwerk. 40 Jahre war er als Fernfahrer auf der Straße. „Das war mein Leben und ist immer noch mein Leben. Ich hatte nie Heimweh gehabt. Im Gegenteil: Immer Fernweh.“ Er lässt den Motor an und fährt den 40 Tonner an den Rand der Dorfstraße. Jetzt wird noch gefeiert. Die Truppe ist zu einem Hochzeitsfest eingeladen. In dem frisch renovierten Gemeindehaus spielt eine Band zum Tanz auf. Zu Gitarren, Kontrabass und Akkordeon singen die fünf Männer von Liebe, Trennung und Sehnsucht. Einige der Gäste tanzen im Kreis, andere klatschen und pfeifen. Für die Overather ist es eine kurze Nacht. Am nächsten Morgen geht es nach Deutschland zurück: durch Kroatien, Slowenien, Österreich. Nach vielen Stunden Fahrt gibt es eine kurze Pause auf einer Raststätte, hinter München. Karin Fischer, die einzige Frau im Team, legt selbst geschmierte Brote auf Klapptische und stellt kühle Getränke bereit. Alle essen und trinken. Danke sagt kaum jemand. Dann heißt es wieder: aufsitzen. Norbert Kuhl, der Initiator des Konvois, ist müde. „Es war die schlimmste Tour meines Lebens“, sagt der 62-Jährige. Unzählige Male fuhr er in die Sava-Ebene, zweimal im Jahr mit einem Konvoi. Bei der ersten Reise waren es zwei Wagen. Dieses Mal sind es elf. Lastzüge, Funkgeräte, Verpflegung und Benzin wurden gespendet. Insgesamt kostet der Konvoi um die 25 000 Euro. Norbert Kuhl schuf ein Netzwerk aus Firmen, Freunden, Bekannten und anonymen Spendern, die seine Idee finanzieren. Für ihn war es wichtig, das weiterzugeben, was er als Kind erfahren hatte: Amerikanische Soldaten steckten am Ende des zweiten Weltkrieges dem damals vierjährigen Jungen Essen zu. Als er Bilder vom Krieg in Jugoslawien sah, wollte er helfen, nicht nur für eine kurze Zeit. „Wir kennen Vidovice, wir kennen alle Familien. Und dann fährst du auf einen Zollplatz und da bewegt sich nichts mehr.“ Dabei hatten Frauen aus dem Dorf wie immer einen warmen Empfang bereitet. Sie warteten mit warmen Suppen, dampfenden Kartoffeln, Fleisch und Krautsalat auf die müden Fahrer. Auf einer langen Tafel standen frische Blumensträuße in Wasserflaschen, kühles Bier und „Slibowitz“, der typische Pflaumenschnaps. Für den Bürgermeister von Vidovice allerdings schien der Konvoi ein Dorn im Auge, obwohl er das Gegenteil behauptet. Immer wieder spricht er von alten Klamotten, die die Leute nicht mehr brauchen. Auch ein anderer Dorfbewohner beklagt sich darüber. „Sicher war Einiges dabei, was man hätte zu Hause lassen können. Vielleicht hätte man da ein wenig sorgfältiger aussuchen müssen“, sagt Joachim Drebelhof. Norbert Kuhl schüttelt den Kopf. Viele Menschen hätten die Sachen bitter nötig. Nur die kommen nicht einfach zu den Lastern, die muss man persönlich aufsuchen. Dass die Laster nicht wegen der Ware abgewiesen wurden, ist beiden klar. Für Joachim Drebelhof ist der Bürgermeister ein Schlitzohr, der sich jetzt für seine „miesen Handlungen“ rechtfertigt. Er habe viel bekommen und wollte noch mehr haben. „Ein Hilfskonvoi sollte nicht zu lange werden. Dreimal an einen Ort ist ausreichend. Sonst wird man Bestandteil von irgendwelchen politischen Strömungen.“ 
Norbert Kuhl schaut aus dem Fenster. Wie es weiter gehen wird, weiß er noch nicht. Auf jeden Fall wird er den extra für Bosnien gegründeten Verein „Humanitäre Hilfe Overath“ nicht aufgeben. „Aber ich muss erstmal Luft holen und das verdauen. Es ist ein schwerer Schlag, der mich getroffen hat.“ Es ist Mitternacht. Der Tross hat die Stadt an der Agger erreicht. Langsam rollen die leeren Transporter auf einen Hof in Hammermühle. Jemand öffnet einen Container. Der Duft von Tomaten und Melonen macht sich breit. Die Früchte sind ein Geschenk aus den Gärten von Vidovice und Ilaca.

Claudia Friedrich Journalistin (www.claudiafriedrich.de) / Oktober 2002

Drei Sack Zement für jede Familie

Erneut macht sich in Overath ein Hilfskonvoi auf den Weg

Sie ist eine alte Tradition mit neuen Herausforderungen: die Reise in drei bosnische Dörfer an der Save, dem Grenzfluss zu Kroatien. Mit elf schwer beladenen Lastkraftwagen bricht eine autonome Gruppe zum 18. Mal in das vom Krieg gezeichnete Land auf.

Seit 1993 fahren Norbert Kuhl, Karin Fischer und andere Freiwillige Overather in das Gebiet zwischen Kroatien und Serbien. Damals war Krieg und die meisten der 4000 Familien auf der Flucht. Die wenigsten kamen zurück. Arbeitslosigkeit, verminte Felder und zerschossene Häuser sind bis heute an der Tagesordnung. Viele leben von 20 Mark im Monat. Die einstige Kornkammer Kroatiens birgt seit fast zehn Jahren Früchte, die Tod und Verstümmelung bringen. Entlang der Save wurde scharf geschossen, die Frontlinie ging direkt durch dieses Gebiet.

Für die Freiwilligen aus dem Bergischen Land gibt es nur ein Ziel: die Wunden, die der Krieg gerissen hat, zu heilen. Sie arbeiten mit den Bewohnern eng zusammen, helfen bei der Wartung des einzigen Wasserkraftwerkes mit und bringen stets Hilfsgüter mit. Auch dieses Mal haben sie 50 Tonnen Zement, 50 Öfen, neue Dachziegel, alte Fahrräder, Möbel und vieles mehr im Gepäck.

"Jede Familie bekommt drei Säcke Zement. Damit kann wieder etwas aufgebaut werden." Für Norbert Kuhl wiegt der Baustoff wie Gold. Hilft er doch den Bewohnern, die zum Teil noch völlig baufälligen Häuser winterfest zu machen. Auch die Öfen seien wahre Goldstücke. In Vidovice, Kompanice und Jenjic besitze niemand eine Zentralheizung.

Selbst Kohleöfen seien rar. Von daher sei es ein Glücksfall gewesen, dass in Köln eine Siedlung mit neuen Wärmequellen ausgestattet wurde. Das Bosnien -Team ergriff die Gelegenheit beim Schopf und nahm die ausrangierten Öfen mit.

Dank großzügiger Sponsoren die Keller bereits für den 19. Konvoi, der im Sommer geplant ist, gefüllt. Allerdings benötigt das Team stets finanzielle Mittel.

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 21.02.2002

Aufreibender Kampf gegen Minen

Bürger aus Marialinden halten Kontakt zu abgeschobener Familie aufrecht

"Es sind immer noch viele Felder vermint. Überall stehen Verbotsschilder." Karin Fischer hat die Schilder mit eigenen Augen gesehen. Sie gehört zu dem Freiwilligen-Trupp, der seit acht Jahren drei bosnische Dörfer mit Hilfsgütern versorgt. Vor kurzem erst brachte die Gruppe neun Lastkraftwagen voller Dachziegel, Beton, Fliesen, Fahrräder, Kohleöfen, Kuscheltiere in das Gebiet an der Save, dem Grenzfluss zwischen Bosnien und Kroatien.

Während fünf Laster in Vidovice, Kompanice und Jenjic ausgeladen wurden, fuhren Karin Fischer und zwei Kollegen mit zwei Lkw weiter. Zuerst nach Sanski Most, einer kleinen Stadt bei Banja Luka. Dort wohnt eine moslemische Familie, die während des Krieges in Marialinden lebte: "Die Leute mochten die Familie. Aber dann wurde sie abgeschoben."

Einige Marialindener hatten gesammelt und die Bosnien-Gruppe gebeten, die Sachen mitzunehmen. Für Karin Fischer keine Frage. Nach der Zwischenstation ging es weiter, zurück an die Save, rund 250 Kilometer westlich der drei Dörfer. Die Fahrt war beschwerlich. Granat-Einschüsse auf den Straßen, kaputte Häuser am Rand.

Als sie im Kloster von Bosanska Gradika ankamen, wurden sie schon erwartet. "Dort wohnen zur Zeit elf junge Männer, die süchtig sind und ihre Sucht los werden wollen." Medikamente gibt es nicht, ein Therapeut kommt zwei Mal in der Woche. Ansonsten werden sie von vier Nonnen betreut. Wer es nicht schafft, kann wieder gehen. Niemand wird gezwungen, dort zu bleiben. "Was das Tolle ist", erzählt Karin Fischer, "es sind verschiedene Nationalitäten: Moslems, Kroaten, Bosnier und Serben und sie verstehen sich gut." Zusammen bestellen sie die zum Kloster gehörenden Felder und versuchen, die kaputten Gebäude wieder aufzubauen. "Sie wollen ein Therapiezentrum für suchtkranke Jugendliche errichten."

Die Overather brachten Werkzeug und ein Auto für die Nonnen. Mit dem nächsten Transport sollen eventuell die 200 Tonnen Dachpfannen, die noch im heimischen Schuppen lagern, in das Kloster gehen, meint Karin Fischer. Auffallend war, es gab keine Verbotsschilder für die Felder. "Das war ja auch kein Grenzgebiet." Im Gegensatz zu den drei Dörfern, die 250 Kilometer weiter östlich liegen. Für die Bewohner ein herber Schlag, denn sie leben von der Landwirtschaft.

Bisher pflügt nur ein Gerät die Böden. Ein umgebauter Panzer gräbt nach den todbringenden "Früchten" und bringt sie zur Explosion. Drei Jahre wird er brauchen, um die Felder zu entminen. Dass das tonnenschwere Fahrzeug überhaupt dort fährt, ist der Bosnien-Gruppe zu verdanken. Sie holte den bundesdeutschen Staat und eine slowenische Bank mit ins Boot, die das Projekt mit finanzieren.

Allein für die Unterhaltung der "Pflugschare" müssen zwölf Millionen Mark berappt werden, das sind 4800 Mark pro Tag. "Allerdings fährt er zur Zeit auch nicht so, wie wir wollen", so Karin Fischer. Es fehlt vor allem an Personal. Die Freiwilligen hofften auf die nahe gelegene Kaserne. "Dort ware die bosnische Armee stationiert. Aber die ist weg. Komplett aufgelöst."

Trotzdem geben die Overather die Hoffnung nicht auf. "Dafür machen wir das Open-Air-Konzert." Die Gruppe engagierte verschiedene Künstler, die unter dem Titel "Musik gegen Minen" auftreten: am Freitag, 29. Juni, in der Hammermühle, ab 18.30 Uhr. Höhepunkt des Benefizkonzertes ist der Auftritt der "Black Fööss".

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 16.06.2001

Wieder neun Lkw voll mit Hilfsgütern

Overather nehmen sogar ein Auto für Nonnen mit

Einer trägt zwei Koffer, ein anderer richtet seinen Schlafsack. Einige liegen sich in den Armen. "Gute Fahrt", sagt eine Frau. Der Mann nickt und steigt in das Fahrerhaus seines Lasters.

Die freiwilligen Helfer der autonomen "Bosniengruppe" sind startbereit. Es ist die 16. Tour, zu der sie aufbrechen. Ziel: drei kleine Dörfer an der Save, dem Grenzfluss zwischen Bosnien und Kroatien. Die neun Lkw sind randvoll mit Dachziegeln, neuen Möbeln, Elektrogeräten, Kohleöfen und Geschirr.

"Es kann nichts passieren, außer dass ein Reifen platzt", so Karin Fischer, eine der Pionierinnen des Projektes. Sie war schon bei der ersten Fahrt dabei. Damals herrschte Krieg in Bosnien. Jetzt ist die lange Reise zur Routine geworden. Aufgeregt? "Nein, das bin ich nicht mehr." Die Sachen seien gut verstaut, die Grenzangelegenheiten organisiert.

Bis der Konvoi den Fluss erreicht, muss er 1500 Kilometer zurücklegen: quer durch Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien. In den Dörfern angekommen geht´s ans Auspacken. "35 Grad plus herrschen zur Zeit da." Hitzefrei gibt es nicht. Die Sachen werden ausgeladen und in Vidovice, Kompanice und Jenjic verteilt.

Damit ist die Mission noch nicht beendet. Dieses Mal machen die Helfer einen Abstecher in ein Kloster, das vier Stunden von den Dörfern entfernt ist. "Darauf freue ich mich", so Fischer. In dem Kloster betreuen Nonnen alkoholsüchtige und drogenabhängige Jugendliche. Sie sollen sich dort ihrer Sucht entwöhnen.

Ein Projekt, das der Overatherin sehr am Herzen liegt. "Für die Nonnen haben wir ein Auto und für die Jungs Werkzeug." Die Ordensschwestern kümmern sich außerdem um Kranke und Alte in der Umgebung. Bisher haben sie die langen Wege per Pedes oder mit dem Fahrrad zurück gelegt. Das soll nun anders werden.

"Für die Schwester haben wir auch Medikamente im Wert von 46 000 Mark." Die Jugendlichen wiederum können mit dem Werkzeug arbeiten und basteln.

Die Hupe des ersten Lasters gibt das Startzeichen. Die Fahrer lassen die Motoren an und rücken aus. Ein letztes Winken und wehmütige Blicke der Daheimgebliebenen. Ein Mann lässt den Arm erst sinken, als der Konvoi schon längst außer Sichtweite war: "Da kriegt man schon Gänsehaut."

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 22.05.2001

Ein Panzer für den Frieden

Overather Gruppe und "Weltentminungshilfe" arbeiteten zusammen

Heute wird in dem nordbosnischen Dorf Vidovice ein Panzer eingeweiht. Er ist so etwas wie ein Schwert, das zur "Pflugschar" umgebaut wurde. Der Overather Unternehmer Norbert Kuhl, Mitinitiator dieses Projekts, stellt zusammen mit Kollegen der Weltentminungshilfe (WEH) den Dorfbewohnern das neue Gerät vor. Die Spezialtechnik heißt "Minebreaker". Das Kettenfahrzeug ist ein umgebauter Panzer, der eine Walze vor sich her schiebt. An der Walze sind Meißel angebracht, mit denen die Minen zerschlagen werden. In Bosnien ist dieses Gerät unentbehrlich, wenn man dort wieder leben will.

Der Krieg ist dort seit vier Jahren zwar vorbei, doch immer noch sterben Menschen an Waffen, die unter der Erde lauern. Eine falsche Bewegung bringt sie zur Explosion. Sie töten, verletzen, verstümmeln.

Auch in Vidovice gibt es kilometerlange Minenfelder. Während des Krieges floh die Hälfte der Bevölkerung. Die Savaebene wurde vermint. Inzwischen sind mehr als 1000 Flüchtlinge zurückgekehrt. Mühsam wird das Dorf wieder aufgebaut. Allerdings können Wasser-und Stromleitungen nicht verlegt werden, weil sie durch vermintes Gebiet führen. Die Teerdecken von wichtigen Verbindungs-Strassen bleiben reparaturbedürftig. An den Straßenrändern liegen Minen.

Schon während des Krieges fuhr eine Initiative aus Overath mit Hilfsgütern in das kleine Dorf an der Sava, dem Grenzfluss zu Kroatien. In diesem Jahr feierte die Bosniengruppe ihr "zehntes Jubiläum". Mit elf Lastkraftwagen machten sich die ehrenamtlichen Helfer auf den langen Weg nach Vidovice.

Unter den Hilfsgütern befanden sich Geräte für die Landwirtschaft. Die Dörfer in der Gegend leben hauptsächlich davon. Doch ein Drittel der Felder ist vermint.

Kuhl hatte sich seit drei Jahren dafür eingesetzt, dass die Gegend maschinell entmint wird. In Zusammenarbeit mit der WEH konnte er das Zwei-Millionen-Projekt wahr machen. Rund 250 000 Mark investierte die Bundesregierung. Der Rest kam von der WEH und aus Spendentöpfen. Außerdem finanziert eine Bank in Slowenien die jährlichen Kosten, die sich auf 1,5 Millionen Mark belaufen.

Drei Jahre im Einsatz

Der Minebreaker soll nun innerhalb von drei Jahren drei Millionen Quadratmeter Fläche durchpflügen und die todbringenden Früchte knacken. Das Tagespensum beläuft sich auf 10 000 Quadratmeter, heißt es in der Pressemitteilung der WEH.

Acht Entminer wechseln sich ab. Sie steuern das Fahrzeug, umgeben von Panzerstahl und einer 70 Millimeter dicken Panzerglasscheibe. Den WEH-Arbeitern zur Seite stehen Teamleiter und Supervisoren.

Ein Krankenwagen als Begleiter ist Pflicht. Ohne ihn darf nicht gearbeitet werden. Der Overather Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes reagierte schnell. Kurzerhand schickten Kuhl, Leiter des Ortsverbandes, und seine Mitarbeiter ein voll ausgerüstetes Fahrzeug nach Nordbosnien.

Trotz der bereits geleisteten Hilfe fehlt es aber immer noch an notwendigen Dingen, vor allem im medizinischen Bereich. Deshalb bittet die Bosnienhilfe Overath nach wie vor um Spenden.

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 05.10.1999

Das Elend ist allgegenwärtig

Norbert Kuhl organisiert den zehnten Konvoi nach Nordbosnien

"Süße Kipferl: Eine Mokkatasse Essig, eine Mokkatasse Wasser, fünf Mokkatassen Speiseöl, Backpulver, Mehl nach Bedarf. Aus den Zutaten einen Teig und daraus Kipferl machen", heißt es in dem Rezept einer bosnischen Frau. Entstanden inmitten von Terror, Bomben, Heckenschützen und Hunger.

Seit vier Jahren ist der Krieg im ehemaligen Jugoslawien vorbei, die Wunden aber sind noch lange nicht verheilt. "Du siehst ein Haus. Da fehlt das Dach. Da fehlen die Fenster. Das Haus ist nackt", sagt Norbert Kuhl. Da könne man nur helfen. Zum zehnten Mal organisiert der Kaufmann zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz, Ortsverband Overath, einen Hilfstransport. Zwanzig Männer und zwei Frauen werden Ende Februar mit elf Lastkraftwagen nach Nordbosnien fahren. Schon jetzt stehen Kellerräume und Lager voll mit Kisten, Tüten und Gegenständen: Lebensmittel, Seife, Kleidung, Bettwäsche, Geschirr, Steckdosen, technische Geräte.

36 Stunden werden die ehrenamtlichen Helfer unterwegs sein, bis sie ihr Ziel erreichen: das Dorf Vidovice. Auf der einen Seite die kroatische Grenze, auf der anderen ein 17 Kilometer breiter Korridor, der zur Serbischen Republik gehört.

"Als der Krieg angefangen hatte, fühlte ich den Drang zu helfen." Josip Sokic ist in Vidovice geboren worden. Seit 20 Jahren lebt der Lehrer in Aachen. Seine fünf Geschwister wohnten noch in dem Dorf, als serbische Patrouillen 1993 einmarschierten. Die drei Schwestern und zwei Brüder flohen über den Grenzfluß nach Kroatien. "Es war ein Karfreitag. Sie gingen mit einer Tüte über die Sava."

Sokic erfuhr von einem Overather Hilfstransport, der nach Bosnien gehen sollte. Kuhl hatte den Krieg im Fernsehen verfolgt und 10 000 Mark gesammelt: "Für einen guten Zweck". Mit einem Wagen des Deutschen Roten Kreuzes und dem "Möbelpacker", einem kleinen LKW, wollten er und andere Freiwillige in das kriegsgeschüttelte Land. Wohin genau, wußten sie nicht. Sokic gab ihnen einen Büste des Heiligen Antonius mit. Sie sollten den Eremiten aus Gips nach Vidovice bringen. Damit war das Ziel klar. Doch kurz vor dem Ort mußten sie die Laster entladen. Die Front war nur zwei Kilometer entfernt. "Uns sind die Granaten um die Ohren geflogen", sagt Karin Fischer, eine der Helfenden. "Das Elend ist uns den Rücken runter gelaufen." Aber Angst hatten sie nicht. "Wenn du am Helfen bist, dann kannst du nicht an Angst denken", so Kuhl. Den Leuten im Dorf habe es Mut gemacht, daß jemand kommt. "Und die Overather hat es betroffen gemacht", sagt Sokic. Das war im zweiten Kriegsjahr. Seitdem fährt jedes Jahr ein Konvoi aus Overath nach Vidovice. Sokic ist auch immer als Dolmetscher dabei.

Mehrere Speditionen stellen Laster kostenlos zur Verfügung. Die Overather Polizei gab 350 Fahrräder ab. In einem Altenheim in Essen, das abgerissen werden sollte, durfte die Gruppe Türen und Lampen heraus montieren.

In Vidovice gäbe es fast in jedem Haushalt etwas aus Overath: Eine Steckdose, ein Kleid, eine Tür, die Fließen, der Putz an der Wand. Den Gabelstapler würden sich auch die Nachbarorte leihen. "Vor dem Krieg gab es 280 Traktoren, jetzt gibt es vier. Einer ist aus Overath", sagt Kuhl.

Inzwischen seien einige Häuser wieder ausgemauert und Dächer repariert. Es gibt zwei Gaststätten. Die Kirche wird restauriert, ein Kindergarten aufgebaut. Das Wasserwerk arbeitet wieder. "Wir haben tonnenweise Filtersand runtergefahren", sagt Helmut Spanier, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Hilfsorganisation. Der Brunnen sei durch die Überfälle vergiftet worden.

1993 sind ungefähr 1000 Menschen aus Vidovice geflohen. In dem Ort an der Sava blieb nur ein Zehntel zurück. Inzwischen sind es wieder 1000, die in dem Dorf leben. Soldaten der Internationalen Nato-Friedenstruppe sollen die Rückkehr der Flüchtlinge sichern. Viele aber wollen nicht zurück. An Frieden sei nicht zu denken. "Die reden nur über Frieden. Kein Mensch weiß, was sein wird", sagt Sokic. Die Leute haben Angst vor Plünderungen. "Alle Strukturen im Dorf sind zerstört", so der Bosnier. Die medizinische Versorgung sei schlecht. Das nächste Krankenhaus befinde sich auf der anderen Seite der Sava, in Kroatien. Arbeit gebe es kaum, nur Landwirtschaft.

"Das Land ist vermint", sagt Fischer. Ein Kind sei durch Minen gestorben, andere seien verstümmelt worden. "Wer auf die Felder geht, muß damit rechnen", sagt Kuhl. Der 58jährige denkt an ein neues Projekt. Er will zwar keine "Schwerter zu Pflugscharen" machen, aber er möchte die Felder mit einem Panzer pflügen. Der ist umgebaut und auf die todbringenden Früchte spezialisiert. Der "Minenbreaker" soll innerhalb von drei Jahren das Land die Minen finden und entschärfen. Doch das kostet Geld: zwei Millionen Mark. Kuhl verhandelt bereits mit der Bundesregierung und dem Auswärtigen Amt. Zehn Prozent will er durch Spenden begleichen

Kölner-Stadt-Anzeiger (www.ksta.de) / 20.02.1999